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Pfarramt Essenbach, Mettenbach + Mirskofen Geschichte & Daten -> Wolfgangsberg |
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DIE WALLFAHRTSKIRCHE ST. WOLFGANGDie Stelle des Kirchleins von St. Wolfgang ist durch die Jahrhunderte ein herausragender und beeindruckender Ort gewesen: Wo auch heute noch die Bundesstraße 15 von Regensburg herkommend den Einschnitt in das Isartal erreicht, mag auch schon in alter Zeit ein Verkehrsweg verlaufen sein. Jedenfalls berichtet die Legende, dass hier der hl. Wolfgang auf seinem Weg nach Süden zum Abersee (= heutiger Wolfgangsee) von der Höhe aus zum ersten Mal das Isartal erblickt hat. Heute könnte er am Fuße die Orte Essenbach, Unterwattenbach und jenseits der Isar die Höhen sehen. Auf der Höhe, die umgekehrt natürlich auch von unten weithin erkennbar ist, befindet sich in einer weiß gekalkten Umfriedungsmauer am Eingang ein alter Blockbau mit abgewalmtem Dach, der als Klause zu der Wallfahrtskirche gehört, und das Zusammenhängen von Leib und Seele dokumentiert. Denn diese Klause ist sonntäglich bewirtschaftet als Treffpunkt der Pfarrei. Von dort aus erkennt man im Nahblick den quadratischen Chor der Kirche, das etwas breitere, satteldachüberdeckte Langhaus und westlich anschließend und aufsteigend den Turm mit seiner barocken Zwiebel. Gleich über dem spitzbogigen Eingang mit der sonnenverbrannten Plankentüre und den gotischen Schmiedebeschlägen erhebt sich ein kleines Feld mit einem Fresko der Kreuzigung Christi, zu Seiten Maria und Johannes trauernd, auf der linken Seite der Patron, der Regensburger Bischof St. Wolfgang, und auf der rechten Seite wohl St. Peter. Nach dem Eintritt über die drei Ziegelstufen meint man, in einer alten Welt zu sein, von dem seit einem halben Jahrtausend hier liegenden und mit Sprüngen durchfurchten Ziegelsteinpflaster über die bemalten Wände bis hinauf zur flachen Holzdecke über dem Langhaus und zu der Kreuzrippenwölbung über dem quadratischen Altarhaus. Im Westen ist eine Holzempore auf einer Eichenholzsäule bis fast unter die Flachdecke gerückt, an der Südseite ist es eine ungefasste polygonale Kanzel aus dem frühen Barock und zur Seite sind es ganz einfache schlichte Gestühle von einem Landschreiner der Barockzeit, unbequem, aber ehrwürdig, mit vielen Brandmalen der abtropfenden Wachsstöcke aus einer noch stromlosen Zeit. Im Altarhaus ist es ein einfaches Chorgestühl der Schneiderzunft Landshut mit noch spätgotischer Schablonenmalerei. Der Barock hat sich dezent, aber dennoch prunkvoll mit einem Triumphbogenaltar für den Kirchenpatron etabliert. Auch an dem Antependium vor der Altarmensa ist St. Wolfgang in einem Ovalbild in Erinnerung gebracht, er verweist auf ein Kirchenmodell, da er der Kirchengründer von St. Wolfgang am Wolfgangsee ist. Der frühbarocke Retabelaufbau mit anthrazitfarbigem Grund, marmorierten gewundenen Säulen, einem mächtigen Gebälk und einem ovalen Kreisrahmen darüber ist reich vergoldet. Da die ursprünglichen Figuren schon gestohlen wurden, sind hier Repliken angefertigt, in der Mitte St. Wolfgang selber, rechts St. Barbara und links St. Notburga. Statt eines üblichen Büstenreliefs von Gottvater im Kreisrahmen am Auszug ist jetzt ein einfaches Sonnenstrahlensymbol eingesetzt. Zutaten der jüngeren Zeit sind die Neuverbretterung des Plafonds über dem Langhaus und ein Volksaltar aus geschrubbtem Holz, eine Holzfigur der trauernden Maria unter dem Kreuz am rechten Seitenaltar und eine Holzfigur des hl. Wolfgang. Ob die ursprüngliche Kapelle des 14. Jahrhunderts der heutige Chorraum ist, mag bezweifelt werden, weil die durch den Chorbogen getrennte Anlage zu dem flach gedeckten Langhaus doch eine enorme Einheitlichkeit, gerade auch in der aufeinanderbezogenen Proportion aufweist. Bereits in der Zeit der Gotik fanden Bittprozessionen auf den Wolfgangsberg statt. 1982 wurde eine erste Mauertrocknung versucht, 1988 im unteren Bereich ein Sanierputz aufgetragen, 1993 der Altar restauriert und 2001 der Dachstuhl mit neuer Deckung in Art von Mönch und Nonne instandgesetzt. Danach kam auch noch die Restaurierung und Festigung der Kanzel.
Von größter Eindruckskraft sind aber darüber hinaus die Wandgemälde aus der Zeit vor 1425, welche um 1900 freigelegt, restauriert und in jüngster Zeit konservatorisch gefestigt wurden. Über dem Altarhaus erscheint der Sternenhimmel; die runde Schlusssteinscheibe des Kreuzgratgewölbes nimmt direkten Achsenbezug nach unten, denn genau unter ihr steht der Priester bei der Heiligen Messe, also der Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Fresko an der nördlichen Altarhauswand und Erlösungstodes Christi; ursprünglich dürfte daher auf der Scheibe auch ein Christuskopf aufgemalt gewesen sein. In acht Kreisfeldern sind zum einen die Evangelisten in Erinnerung gerufen, den Markuslöwen sieht man noch deutlich, die übrigen Merkmale sind leider verblasst, und in der anderen Gruppierung dürften es Darstellungen mit Engeln gewesen sein, bei einem Engel ist noch ein Schriftband enthalten, es könnte zu einer Verkündigung an Maria gehören. An den Wandzwickeln sind neben zwei Apostelkreuzen auch Einzelfiguren erkennbar, rechts vom Altar wohl Maria und Josef auf dem Weg nach Bethlehem, dann der Zwölfjährige lehrend im Tempel und seine Heimholung von Maria und Josef aus dem Tempel. Gegenüber an der Nordwand eine Darstellung des hl. Bischofs Wolfgang mit drei Heiligengestalten, evtl. eine frühe Darstellung der Dreifaltigkeit (siehe oben). Am Chorbogen ist links deutlich zu sehen der hl. Christophorus, auf der rechten Seite mit Fanfarenröhren aus der himmlischen Höhe eine Darstellung des Jüngsten Gerichtes, wo an der rechten Seite die Toten aus den Gräbern auferstehen. An der Südwand des Langhauses ist durch Fenstereinbauten späterer Zeit ein Großteil der Gemälde reduziert worden: im oberen Gesims links und rechts der Kanzel sind es die Apostel, in der unteren Reihe der Rest von Szenen aus der Wolfgangsvita, von der Enthauptung Johannes des Täufers und rückwärts wieder ein großer Christophorus. An der nördlichen fensterlosen Wand sind die Gemälde insgesamt noch am besten erhalten und erkenntlich. Es beginnt in der unteren Reihe beim vierten Bild von rückwärts zunächst die Verkündigung, dann nach vorne die Geburt Jesu mit Ochs und Esel im Hintergrund, hier in einer freien Landschaft dargestellt, danach die Anbetung der Drei Könige, danach die Darstellung Jesu im Tempel und der Marientod im Kreise der zwölf Apostel, wobei Christus in der Mitte darüber das kleine Kindchen Maria im Arm hält, Zeichen der Entleibung und Auskehr der Seele aus dem Körper. Die obere Reihe beginnt links bei der Empore mit dem Judaskuss, dann nach der Vorführung Jesu bei Pilatus (oder dem Hohenpriester Kaiphas), die Geißelung an der Geißelsäule, die Dornenkrönung und Verhöhnung Jesu als König, der auf einen Thron gesetzt wurde, die Kreuztragung, die Kreuzigung mit Maria und Johannes unter dem Kreuz, danach die Grablegung vor dem Chorbogen; fortgesetzt in der unteren Reihe wieder ganz links im Westen Christus als der Auferstandene mit den darnieder gesunkenen Grabwächtern links und rechts; danach erscheint Jesus als Auferstandener den Frauen und fährt dann auf in den Himmel, wobei in den oberen Dreipassbögen nur noch die Füße und das Untergewand des aufschwebenden Jesu zu erkennen sind. Die Einfachheit der Darstellungen und die warmen Töne der Erdfarbenverbindungen beeindrucken außerordentlich stark. Allerdings auch die lapidare Darstellungsweise etwa bei der Geißelung, wie die beiden Schergen unbedenklich auf den nackten Christus einschlagen, der sich unter den Schlägen an der Geißelsäule windet, wobei der eine der Folterer ihm sogar noch mit dem Fuß auf die Zehen tritt, oder die nebenan liegende Darstellung, wie Christus als dornengekrönter Schmerzenmann würdig auf dem Königsthron sitzt. Ebenso der Gegensatz der vielen neugierigen Gestalten bei der Kreuztragung gegenüber der absoluten Einsamkeit bei der Kreuzigung, bei der alle davongelaufen sind und nur noch Maria und Johannes unter dem Kreuz stehen. Ob es auch ein Zufall ist, dass einer der drei Könige bei der Anbetung des kleinen Jesus mit überdeutlichem Fingerzeig in das Bild über ihm verweist, wo Christus in der Kreuztragung dargestellt ist, vielleicht ist es der König mit der Myrrhe als Geschenk, die schon auf das Leiden hinweist. Die Darstellung ist in der Tat eine lehrreiche „Biblia Pauperum" - eine Darstellung der Heilsgeschichte für die damals nicht des Lesens und Schreibens kundigen Christgläubigen. Auch der heutige Wallfahrer kann nach einer stärkenden Einkehr im gegenüberliegenden Klausenhaus diesen Ort seelisch gestärkt verlassen. |