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last update: 2024-01-31
 

Das Seelenhaus

Seelenhaus, so nennen wir das kleine Gebäude im Kirchhofbereich.

Manche unserer Pfarrangehörigen kennen es nicht einmal. In den letzten Jahrzehnten haben wir es als Abstellraum genutzt. Vorher, so erzählen die Älteren, waren dort die Gebeine der Toten des Friedhofs gelagert.

Neben dem Turm gehört es meiner Meinung nach zu den ältesten Gebäuden Essenbachs. Über noch frühere Bestimmungszwecke des Gebäudes kann man nur Vermutungen anstellen.

Als ich 1976 nach Essenbach kam, habe ich bald aus dem feuchten Raum die noch verbliebenen Bildtafeln aus Holz von einem Totentanz gesichert. Vor zwei Jahren haben wir damit begonnen, das Dach zu sanieren. Dabei blieb es nicht. Das ganze Gebäude haben wir Innen und Außen renoviert.

Die Schnitzerei von der Verkündigung im Stil der "Nazarener" ließen wir reinigen und neu herrichten Die Lilie steht noch aus. Das alte schmiedeeiserne Tor vom alten Friedhof hat ein geschickter Handwerker umgearbeitet und ergänzt und als Absperrung zum Schnitzwerk und den neuen Altar eingebaut. Die Bildtafeln des Totentanzes hat der Kirchenmaler überarbeitet, der Schlosser sie in Rahmen gefasst und über der Tür angebracht. Die Verse aller Bildtafeln, auch der Tafeln, die man gefragt oder ungefragt -man spricht dann von Diebstahl von Kunstwerken; und durchaus wohl strafbar!- sind noch greifbar.

Neue Einrichtungen:

Von den alten Kirchenbänken hat man die Emailtäfelchen der damaligen Gottesdienstbesucher, die sie als "Platzhalter" ansahen und dafür ihr Stuhlgeld zahlten gesichert. Ein Drittel dieser Täfelchen wurden überarbeitet, hauptsächlich von Mitgliedern der Kirchenverwaltung, und im Seelenhaus neu angebracht. Die übrigen Tafeln sind wohl verwahrt.

Eine Erinnerungstafel für alle auf dem Friedhof Ruhenden haben wir zum frommen Gedenken angebracht. Auch für Opferkerzen haben wir einen Platz vorgesehen. Frau M. Schwaiger wird sich darum annehmen. Vor einigen Jahren wurde der Vorschlag gemacht zur Erinnerung an die Verstorbenen die Sterbebildchen wenigstens für ein Jahr zu sichern. Diese Idee haben wir nun verwirklicht und dafür durch geschickte Hand eine gute Lösung gefunden. Beim Totengedenken am Allerheiligentag - Nachmittag werden wir die Bildtafel zu den brennenden Gedenkkerzen stellen.

Der Altar mit neuer Platte wurde erstellt und auch die Beleuchtung.

Viel Arbeit und auch Kopfzerbrechen bereitete uns und den Experten die bemalte Holzdecke. Vorher kaum erkennbar, weil der Raum ja nur schlecht beleuchtet war, kamen einige Bemalungen zum Vorschein. Die Holzdecke musste fachgerecht abgenommen werden. Sie wurde im Feldstadel der Fam. Maier Wolfgang gelagert. Stundenlang versuchten wir und Kunstexperten aus den noch vorhandenen Malereien -ca. zwanzig Prozent- zu ergründen, was wohl die Malereien darstellen sollten. Es ist nicht gelungen.

Später stellte uns Hr. Franz Gremmer einen etwas trockneren Raum zur Verfügung zur Lagerung. Auch Untersuchungen durch Spezialkameras konnten uns nicht weiterhelfen. So ließen wir nach einer Überarbeitung durch den Kirchenmaler die Decke wieder an ihren alten Platz anbringen. Viel ist jetzt nicht zu sehen. Wäre die Decke noch besser erhalten, so könnten wir dies als eine Sensation bezeichnen. So etwas ist für unsere Gegend in diesem Rahmen äußerst selten.

Kosten: Der Kostenanschlag betrug laut Bisch. Ordinariat - Baureferat - vom 17. April 1998 163 000 (einhundert und dreiundsechzigtausend) DM. Es liegen noch nicht alle Abschlussrechnungen vor. Wir nehmen an, dass dieser Betrag nicht erheblich überschritten wird, trotz einiger unerwarteter Maßnahmen. z.B. Decke usw.. Natürlich: Wir müssen es auch finanzieren.

Wer helfen kann, den bitten wir darum. Wir danken allen bisherigen Spendern/Innen und allen Helfern. Ich danke besonders unserem Kirchenpfleger H. Ludwig Schmidbauer. In schier unzähligen Besprechungen haben wir versucht aus einer Abstellkammer wieder ein Kunstwerk zu machen. Wer mitgeholfen hat, weiß es!

Die Seelenkapelle in Essenbach besitzt mehrere alte, auf den Tod bezügliche Bilder mit Inschriften auf Holz. (Aus einem alten Buch)

  1. Bild: Eine im Fegfeuer leidende weibliche Person.
    "Alle die vorübergehend Seid alle unser eingedenkt, denn es ist ein heilig und heilsamer Gedanke für die Abgestorbenen zu betten!"
  2. Bild: Eine weitere im Fegfeuer leidende Person.
    Inschrift: "Liebster Vater, liebste Mutter, helft uns aus der Pein Dieweil wier eure Söhn und Töchter sein!"
  3. Bild: Die gleiche Darstellung wie bei Nr. 2.
    Inschrift: "Liebster Sohn, liebste Tochter, helft uns aus der Pein, dieweil wier eure liebe Eltern sein!"
  4. Bild: Eine im Fegfeuer leidende männliche Person.
    Inschrift "Die Hand Gottes hat uns getroffen, Helft uns aus der Pein, und seid all unser Freund!"
  5. Bild: Der Tod als Gerippe hält einer Jungfrau den Spiegel vor, der einen Totenkopf zeigt.
    "Du bist fürwahr ein schön gestalt Deinesgleichen fünd man wenig Sihe aber meinen Spiegel an, wie gleicht er dir so Endlich. Auf Mode Nur und Kleider Pracht, doch aber nie an Tod gedacht Ach, hät ich auf der Himmels Bahn doch alle meine Schritt getan!"
  6. Bild: Der Tod holt einen am Boden sitzenden Krüppel
    "Du Krummer Elend armer Tropf, Bey dir gewiß ich Recht anklopf Stehest schon mit einem Fuß im Grab Jedoch du willst noch nit hinab, Ist dan hier kein erbarmungs Platz willst Rauben meinen lebens Schatz, Ach Gott dich meiner doch erbarm Das ich vor dir nit stehe Arm"
  7. Bild: Ein mit einem Kranz von Rosen geschmückter Totenkopf
    "Deine Schönheit bald verschwind wie der Rauch im Wind."
  8. Bild: Ein anderer mit einem Kranz geschmückter Totenkopf
    "Jugend Schönheit, Helden Thatten Seind schnell vorüber wie der Schatten."
  9. Bild: Ein Totenkopf, der mit dem priesterlichen Barett bedeckt ist
    "Gedenke an den Tod alle deine Lebenstage, auf das er ich nicht unbereith auf Ewig übereilet"
  10. Bild: Totenkopf mit einem Bauemhut.
    "Der Kreuter köntnus ohngeacht, hat wunder kueren oft gemacht"
  11. Bild: Totenkopf mit der alten weiblichen Kopfbedeckung
    "Wenn ein Kreutlein für den Tod wehr, so denkt niemand ans Sterben mehr."

Aus dem Pfarrbrief Nr. 45 des Jahres 2000, erzählt vom Pfarrer Stephan Heindl.